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Presse

 

Bekenntnis zum Sommerbad

Erschienen in:   Starnberger Merkur

„Sprungbrett“: So heißt die Veranstaltung des Fördervereins Sommerbad, die auf die kommende Saison einstimmt. Diesmal legte Bürgermeisterin Dr. Brigitte Kössinger ein Bekenntnis für das Bad ab – allen Sparzwängen zum Trotz. Zugleich nahm sie die Bürger in die Pflicht.

Am Freitag, 17. Mai – also in ziemlich genau zwei Wochen – eröffnet das Gautinger Sommerbad am Reismühlerweg. Vieles ist schon vorbereitet: Die Fliesen sind erneuert, die Filter gereinigt, und nach dem Aus für das China-Restaurant wurde auch ein Kioskbetreiber gefunden, der die Besucher mit Pommes versorgt. Da versteht es sich von selbst, dass beim knapp 200 Mitglieder starken Förderverein Sommerbad Vorfreude auf die kommende Saison herrscht. Weil aber als Gast zum diesjährigen „Sprungbrett“ Bürgermeisterin Dr. Brigitte Kössinger geladen war, richtete sich der Blick in der Bar Rosso des Bosco auch auf die mittelfristige Zukunft. Was ist in ein, zwei, drei Jahren? Wird sich die bekanntlich klamme Gemeinde das Bad weiter leisten können und wollen?

Fördervereinsvorsitzender Sebastian Worm-Paradiek (48) bezeichnete die Rathauschefin als „Kämpferin für das Bad“. Und so präsentierte sie sich auch. „Das Sommerbad liegt dem gesamten Gemeinderat am Herzen“, sagte sie. Ausdrücklich warnte sie davor, das Bad zu schließen, denn: „Wenn es einmal für ein oder zwei Jahre zu ist, wird es auch nicht mehr aufmachen.“ Der Weg zur dringend nötigen und vom Förderverein favorisierten Generalsanierung führe nicht über die eine große Millionen-Investition, sondern über viele kleine Schritte. „Wir machen das alles etwas hemdsärmelig, aber wir machen es.“ So waren heuer die Duschen an der Reihe, im Herbst wird es das Dach sein.

Zugleich nahm Kössinger die Bürger in die Pflicht, ihren Teil zum Erhalt des Bades beizutragen. „Kaufen Sie Jahreskarten“, lautete ihr Appell. Sie kosten heuer für Erwachsene 150 Euro und für Familien 160 Euro, was bei intensiver Nutzung der 117 Badetage in 2024 günstig ist. Außerdem rief sie die Gautinger dazu auf, sich als Kassenkräfte zur Verfügung zu stellen, denn die werden nach wie vor händeringend gesucht. „Vielleicht findet sich sogar jemand, der es ehrenamtlich machen will.“ Alle Anstrengungen sollten darauf abzielen, von den 500 000 Euro Defizit, die das Bad der Gemeinde jährlich beschert, wegzukommen. „Wir brauchen eine schwarze Null, das ist eine klare Forderung des Landratsamts.“ So seien auch die Erhöhungen der Eintrittspreise zu erklären, die im März auf viel Kritik gestoßen sind.

Dass von der Landespolitik wenig Hilfe zu erwarten ist, machte der Vorsitzende des Fördervereins deutlich. Worm-Paradiek hatte sich an Ministerpräsident Dr. Markus Söder mit der Bitte gewandt, die aktuelle Förderpraxis zu ändern, denn gerade Gemeinden wie Gauting sind davon ausgeschlossen, weil sie Geld nicht vorstrecken können. Die Antwort aus dem Staatsministerium für Wohnen, Bau und Verkehr war für ihn ernüchternd. „Auf unsere Argumente wurde überhaupt nicht eingegangen“, sagte er. „So spricht man Untertanen, aber nicht mit Bürgern.“ Kössinger sprach von einem „Förderunwesen“, das unglaublich kompliziert und für die Kommunen kaum praktikabel sei.

Eine Diskussion entzündete sich am Thema Jahreskarten. Denn: Noch immer muss man dafür telefonisch einen Termin im Rathaus vereinbaren, und dann – im Fall einer Familienkarte – das Stammbuch dabei haben. „Das ist doch nicht mehr zeitgemäß“, stellte ein Besucher fest. Dem widersprach Kössinger. Es gebe im Rathaus eben nicht nicht den einen Mitarbeiter, der sich nur darum kümmert – daher die telefonische Anmeldung. Und das Stammbuch sei nötig, um zu überprüfen, ob die Angaben stimmen. „Wir haben schlechte Erfahrungen gemacht.“

Worm-Paradiek regte erneut an, dass man die Jahreskarten schon früher ausgeben könnte, einfach, damit sie als Geschenk für Weihnachten und Ostern infrage kommen. „Die Haushaltsverhandlungen sind immer erst im Frühjahr“, erwiderte Kössinger. Man kam überein, nach Wegen zu suchen, wie man den Verkauf der Jahreskarten vereinfachen und den Absatz fördern könne. „Beim Stand am Marktsonntag bin ich mehrfach gefragt worden, ob wir auch Jahreskarten haben“, so Worm-Paradiek. So einfach ist aber (noch) nicht.

Dennoch verbreitete Kössinger Optimismus. „Ich hoffe, dass wir auch 2025 und 2026 zurecht kommen“, sagte sie mit Blick auf das Bad. Irgendwann würden mehr Gewerbesteuereinnahmen fließen, und dann schaue die Welt in Gauting anders aus. „Ich gehe davon aus, dass wir das Tief überwinden“, sagte die Rathauschefin zum Schluss. Es wäre eine gute Nachricht – auch für das Bad.

06.05.2024, Volker Ufertinger