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Presse

 

Bürgerbegehren gegen Windräder gestartet

Erschienen in:   Starnberger Merkur

Die Bürgerinitiativen Umwelt-Energie Gauting und Gegenwind Würmtal haben ihr bereits angekündigtes Bürgerbegehren gegen die Gautinger Windkraftpläne vorgestellt. Im Bosco legten sie ihre Forderungen dar.

Der Saal des Gautinger Bosco ist am Mittwochabend gut gefüllt. Alle Stühle sind besetzt, viele Besucher stehen im Gang, einige gar im Foyer. Eingeladen haben die Bürgerinitiativen Umwelt-Energie Gauting (UEG) und Gegenwind Würmtal. Sie wollen an diesem Abend ihr Bürgerbegehren gegen die Windkraftpläne der Gemeinde Gauting vorstellen. Zu Gast als Hauptredner ist Prof. Dr. Fritz Vahrenholt, früherer SPD-Umweltsenator in Hamburg, später Vorstandsvorsitzender des Windkraftanlagen-Herstellers Repower Systems, dann bei der RWE-Tochter Innogy und Aufsichtsrat bei klassischen Industrieunternehmen aus der Stahl-, Kupfer und Erdölindustrie, aber auch bei Firmen aus der Wind- und Solarbranche. Er veröffentlichte mehrere Bücher zum Thema Klimawandel und Energiewende. Zu seinen Argumenten gibt es teils deutliche Gegenpositionen von Klimaforschern. Auch in Gauting werden sie an diesem Abend auf geteiltes Echo stoßen.

Zunächst aber thematisiert Hieronymus Fischer, Mathematiker und engagiert bei Umwelt-Energie Gauting, die seiner Ansicht nach ganz allgemein großen Probleme mit Schwankungen beim Windstrom. Der sei eine sinnvolle Ergänzung, aber vor der Küste und im Norden. Erstmals melden sich Besucher im Saal, die dazu Fragen stellen wollen, wohl kritische. Doch sie müssen sich noch eine ganze Weile gedulden.

Bernhard Fliedner von der UEG kritisiert im Anschluss das Ausmaß der 2012 ausgewiesenen Konzentrationsflächen für Windkraft im Landkreis Starnberg und fordert angesichts der aktuellen Windkraftplanungen des Regionalen Planungsverbandes München, der zur Umsetzung des Wind-an-Land-Gesetzes bis 2026 geeignete Flächen für Windkraft ausweisen soll, ein Moratorium für die Gautinger Planungen.

Ein Kernargument Fliedners: Die Region bringe wenig Windertrag, gleichzeitig hätten Windräder hier gravierende Folgen für Natur und Landschaft. Deshalb starte man an diesem Abend ein Bürgerbegehren. Der Wortlaut, den Fliedner verliest: „Sind Sie dafür, dass die Gemeinde Gauting – soweit rechtlich zulässig – alle Handlungen unterlässt, die der Errichtung oder dem Betrieb von Windkraftanlagen auf dem Gemeindegebiet dienen, und dass sie ihr Einvernehmen zu diesbezüglichen Bauvorhaben verweigert, um das Ökosystem Wald zu schützen und das Landschaftsbild zu erhalten?“

Dann beginnt Vahrenholt seinen Vortrag. Er vertritt die Position, dass es fraglich sei, wie hoch der Anteil des CO2-Ausstoßes am Klimawandel sei. Er bezeichnet die schlimmsten Zukunftsszenarien, die aber die Debatte bestimmen würden, als unwahrscheinlich und die deutschen Einsparbemühungen angesichts globaler Entwicklungen, etwa in China, als kaum relevant. Dem gegenüber stünden erhebliche wirtschaftliche Folgen.

Nach einer Pause, in der sich die Reihen schon sichtlich leeren, kommt ab kurz nach 22 Uhr das Publikum zu Wort. Es gibt kritische Einwürfe und Fragen zu Vahrenholts Vortrag, besorgte Nachfragen zu ökologischen Auswirkungen von Windrädern vor Ort und Interesse an den geplanten Gesellschafterstrukturen. Andreas Albath, Gemeinderat der Unabhängigen Bürger Gauting, der sich im Publikum befindet, erklärt, dass eine lokale Gesellschaft geplant sei, die Gewinne sollen so in der Region und der Gemeinde verbleiben. „Die Windkraft kommt aber so oder so“, sagt er mit Blick auf die Auswirkungen eines eventuellen ablehnenden Bürgervotums.

Auch um kurz vor 23 Uhr wollen sich noch Besucher melden, doch nach acht Wortbeiträgen aus dem Publikum beenden die Veranstalter den Abend. Sie kündigen weitere Veranstaltungen an, wollen aber zunächst Unterschriften für ihr Bürgerbegehren sammeln. Rund 2000 Gautinger müssen unterschreiben, damit es zum Bürgerentscheid kommen kann.

26.04.2024, Stefan Reich