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Veranstaltungsinfo

Mi, 06.10.2021
17.30 Uhr
Klassik

38,00 / 18,00

Regulär / bis 25 Jahre

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Veranstalter: Theaterforum Gauting e.V.

Pavel Haas Quartet: Janácek und Dvorák

Das in Prag ansässige Pavel Haas Quartet spielt im Rahmen des Konzerts in Gauting Werke von Janácek und Dvorák.

Das tschechische Pavel Haas Quartett wird für seinen Reichtum an Timbre, die ansteckende Leidenschaft und ein intuitives Verständnis verehrt. Das Quartett ist in den renommiertesten Konzertsälen zu Gast und wurde für seine Aufnahmen bereits mit fünf Gramophone Awards und zahlreichen weiteren Preisen ausgezeichnet. Das Pavel Haas Quartett hat sich als eines der führenden Kammerensembles der Welt etabliert.

In der Saison 20/21 kehrte das Quartett in die großen Konzertsäle zurück, darunter die Elbphilharmonie Hamburg, die Wigmore Hall London, die Amici della Music Firenze, BOZAR in Brüssel, das Concertgebouw und Muziekgebouw Amsterdam, das Konzerttheater Bern und Festivals wie die Schubertiade und Hindsgavl. Im Laufe der Saison werden sie alle sieben Streichquartette von Martinů im Rahmen eines tschechischen Zyklus von sechs Konzerten (u.a. in der Wigmore Hall London) aufführen. Weitere Tourneen führen das Quartett an die Ostküste der Vereinigten Staaten, mit Konzerten in New York, Washington, Cleveland, Florida und Atlanta.

Das Pavel Haas Quartett nimmt exklusiv für das tschechische Label Supraphon auf. Ihre jüngste Einspielung der Schostakowitsch-Streichquartette wurde 2019 veröffentlicht und erhielt hervorragende Kritiken, darunter die Auszeichnung als eine der „100 besten Aufnahmen des Jahres“ durch The Times sowie die „Aufnahme des Jahres“ durch den Classic Prague Award.

Die zuvorige Dvořák-Aufnahme mit dem Streichquintett in Es-Dur (mit dem früheren Quartett-Bratschisten Pavel Nikl) und dem Klavierquintett in A-Dur (mit Boris Giltburg) wurde 2018 mit einem Gramophone Award ausgezeichnet. Diapason d’Or wählte das Album als CD des Monats und kommentierte: "Es ist schwierig, ihre expressive Intensität und opulente Klangproduktion zu überschätzen". Weitere Gramophone Awards erhielten Sie für Einspielungen von Smetana, Schubert, Haas und Janáček sowie ein Dvořák-Album (Gramophone CD of the Year 2011).

Im Jahr 2005 gewann das Pavel Haas Quartett den Paolo Borciani Streichquartett-Wettbewerb und wurde 2007 von der Kölner Philharmonie nominiert und in das Rising Stars-Programm der Europäischen Konzertsaal-Vereinigung (ECHO) aufgenommen. Von 2007 bis 2009 nahm es am BBC New Generation Artists Scheme teil und erhielt 2010 einen Special Ensemble Scholarship des Borletti-Buitoni Trusts.

Das in Prag ansässige Quartett hat bei führenden Persönlichkeiten der Streichquartettwelt studiert, eine besonders enge Verbindung besteht zu Milan Škampa, dem legendären Bratschisten des Smetana Quartetts. Das Quartett benannte sich nach dem tschechischen Komponisten Pavel Haas (1899-1944), der 1941 nach Theresienstadt deportiert und drei Jahre später in Auschwitz ermordet wurde. Zu seinem musikalischen Erbe zählen drei wunderbare Streichquartette.

Besetzung
VERONIKA JARŮŠKOVÁ Violine
MAREK ZWIEBEL Violine
LUOSHA FANG Viola
PETER JARŮŠEK Violoncello

Programm
LEOŠ JANÁČEK Streichquartett Nr. 1 "Kreutzersonate"
ANTONÍN DVOŘÁK Streichquartett Nr. 12 F-Dur op. 96 ("Amerikanisches Quartett")
 


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Nach(t)kritik
Musikanten
Nach(t)kritik von Klaus Kalchschmid

Eine konzentrierte, aber ungemein farben- und facettenreiche Stunde voller feiner Valeurs der Expression bot das Pavel Haas Quartet mit dem ersten Streichquartett Kreuzersonate von  Leoš Janáček (1923) und dem berühmten Amerikanischen Quartett von Antonín Dvořák, komponiert 30 Jahre zuvor während eines Sommeraufenthalts in der amerikanischen, von vielen Tschechen bewohnten Gemeinde Spillvill. Werke zweier tschechischer Komponisten also, gespielt von einem in Prag ansässigen Ensemble, das den Namen eines Komponisten trägt, der Meisterschüler Janáčeks war, selbst drei Streichquartette komponierte, 1941 nach Theresienstadt deportiert und dort 1944 ermordet wurde.

Wieviel Handlung aus Nicolai Tolstois Novelle, die von einem Mann handelt, der vor Wut rast ob des leidenschaftlichen Spiels seiner Ehefrau mit einem Geiger bei eben Beethovens Kreuzer-Sonate, das kann man nur ahnen. Aber da die Musik so viele Volten schlägt, enorme Wildheit etwa aus dem dritten Satz spricht, Faktur und Ausdruck immer wieder abrupt wechseln, könnte schon einiges von Tolstois Text beim Komponieren im Kopfe Janáčeks präsent gewesen sein.

Wie vertraut das Pavel Haas Quartet mit dieser Musik ist, hört man in jedem Takt. Nichts ist da dem Zufall überlassen und doch wirkt alles überaus spontan, als ob es gerade eben im Augenblick entsteht. Da dürfen auch fahle Töne nicht fehlen, muss manches aggressiv, manchmal sogar hart klingen, um im nächsten Augenblick gleich wieder ungemein sanft und zärtlich zu tönen. Die klare und direkte, aber keineswegs harte Akustik des Bosco verstärkt diesen Eindruck noch.

Weitaus verbindlicher, ungemein melodiös und im besten Sinne folkloristisch geprägt dann unmittelbar anschließend das 12. Streichquartett F-Dur von Antonín Dvořák. Es ist oftmals pentatonisch geprägt, was man als „indianisch“ gedeutet hat, und immer wieder für einen wunderbaren „Naturton“ sorgt bis hin zur Verarbeitung des Rufs einer Scharlachroten Prachtmeise im dritten Satz. Ob erste Geige (Veronika Jarůškova) oder zweite (Marek Zwiebel), die Bratscherin Lusha Fang oder Peter Jarůšek am Cello: Jeder hat seinen eigenen, ungemein präsenten, charakteristisch schönen, reichen Ton und könnte auch ein hervorragender Solist sein. Aber im Quartett-Spiel sind sie noch weit mehr als die Summe dieser vier Teile. Nicht zuletzt im wunderbar rhythmisch geprägten Finale, das auf nur vier Tönen aufbaut und ein bisschen so klingt, als würden ein paar Musiker im Saloon zum Tanz aufspielen, bricht sich dann ungemein temperamentvolles, aber immer differenziertes Spiel Bahn. Denn was Dvořák aus diesem so schlichten Material macht und wie es die MusikerInnen des Pavel Haas Quartet zum Ereignis werden lassen, ist die pure, ansteckende Lebensfreude.

Überaus begeistertem Applaus folgte beim ersten Konzert um 17.30 Uhr noch das herrlich pralle Allegro giocoso alla Slovaca aus dem ersten Streichquartett von Erwin Schulhoff aus dem Jahr 1924.