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Veranstaltungsinfo

Mi, 05.10.2022
20.00 Uhr
Jazz

24,00 / 12,00

Regulär / bis 25 Jahre

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Veranstalter: Theaterforum Gauting e.V.

Mario Rom's INTERZONE: Eternal Fiction

Dem Trio um den Trompeter Mario Rom, mit Lukas Kranzelbinder am Bass und Herbert Pirker am Schlagzeug, eilt sein hervorragender Ruf in der Jazz-Szene voraus - und das auch weit über die Grenzen ihrer Heimat Österreich hinaus.

Wer nach einer Beschreibung für Mario Rom‘s INTERZONE sucht, stößt unweigerlich auf Superlative. „Mario Rom spielt Soli, die in Europa ihresgleichen suchen - ruhig, beharrlich, ideenreich, virtuos“ schrieb beispielsweise die ZEIT. Die Süddeutsche Zeitung ging sogar noch einen Schritt weiter: „Rom spielt Trompete, als hinge sein Leben davon ab. Was Interzone an Einfällen und Inspirationen in einen einzigen Titel packen, davon futtern andere Instrumentalisten ihre gesamte Karriere.“ Solch euphorische Reaktionen von einigen der wichtigsten Vertreter des deutschsprachigen Feuilletons sind gewiss keine Selbstverständlichkeit für eine Österreichische Band mit einem Altersdurchschnitt von knapp über 30 Jahren. Und wirklich hat das aus Mario Rom, Lukas Kranzelbinder und Herbert Pirker bestehende Dreiergespann binnen kürzester Zeit große positive Aufmerksamkeit von Publikum und Medien rund um den Globus erhalten. So schreibt beispielsweise der Hauptkritiker des renommierten Rochester Jazz Festivals in New York nach einem Konzert des Trios von „einem der unterhaltsamsten und spannendsten Acts des diesjährigen Festivals“ und geht sogar so weit zu behaupten, er habe „noch nie, egal wo auf dieser Welt, eine Gruppe von Musikern gehört, die - im wahrsten Sinne des Wortes - so unglaublich miteinander ‚spielen‘ wie dieses Trio“.

In der zunächst eher ungewöhnlich erscheinenden Besetzung Trompete - Bass - Schlagzeug schaffen es die drei „Virtuosität und Humor zu einer unterhaltsamen Einheit zu verwirbeln“ (FAZ) und „erwecken zuweilen den Eindruck, als wären da vier, fünf oder mehr Musiker am Start“ (Jazzthing). Seit nun schon 10 Jahren folgt Interzone seinem Motto „Alles ist erlaubt“ und verbreitet seine einzigartige Bühnenenergie von Europa über Mexiko, Argentinien, Kanada, die USA, China, Marokko, Südafrika bis nach Marokko. Wer jetzt glaubt, dass die bisherigen Aussagen ein wenig dick auftragen, dem sei zum Schluss noch ein Pressebericht über ein Konzert am INNtöne-Festival 2014 ans Herz gelegt: „Ihr makelloses Zusammenspiel atmet eine Vitalität, die das Publikum um Zugaben betteln lässt, bis das Repertoire ausgeht. So fängt sie wahrscheinlich an, die Unsterblichkeit.“

Natürlich kann man jetzt behaupten, dass hier eine enorm hohe Erwartungshaltung heraufbeschworen wird. Man kann es aber auch so sehen: Hier spielen 3 junge Musiker den Jazz auf 180 Prozent und mit einer Überzeugung, als ob es jeden Abend um ihr Leben gehen würde. Ihr 10-Jahres-Jubiläumsalbum Eternal Fiction leitet nach Nothing is True (2012), Everything is Permitted (2015) und Truth is Simple to Consume (2017) nun eine neue Dekade ein und lässt das Trio erneut einen Gang höher schalten. Also einfach zurücklehnen und genießen.

MARIO ROM trumpet
LUKAS KRANZELBINDER bass
HERBERT PIRKER drums



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Nach(t)kritik
Löwenpflege
Nach(t)kritik von Thomas Lochte

Sie schaut aus wie eine vergoldete Wies´n-Brezn und klingt zuweilen geradezu schüchtern und tastend, dann wieder aufsässig und energiegeladen - je nachdem, was ihr Gebieter Mario Rom mit seiner Trompete vorhat. Und man weiß nie so genau, was als nächstes passiert: Beim Gastspiel von „Mario Rom´s Interzone“ im bosco kommen die Zuhörer bald nicht mehr heraus aus dem Staunen über dieses chamäleonhafte Instrument, das wie ein wundersames Füllhorn immer neue Facetten offenbart. „Eternal Fiction“ haben die Österreicher, bekennende „Twin Peaks“-Fans, ihre neueste Produktion getauft, und wenn man diesen Titel deuten will, landet man bei ewiger schöpferischer Neuerfindung. Oder bei einer tiefgründigen Betrachtung über Scheinwelten: „Je wohler wir uns fühlen, desto mehr artet´s aus“, sagt Kontrabassist Lukas Kranzelbinder zwischendurch fast entschuldigend. Gerade haben Lukas, Mario und der hoch dynamische Drummer Herbert Pirker so etwas wie eine Tour de Force hingelegt, die mit „Pleasure As Relief“ beginnt – Kranzelbinder bezeichnet es als „geschwungenes Stück“ - und mit „Everything´s Permitted“ endet, Stücken von verschiedenen Alben aus gut elf Jahren Bandgeschichte. Unterwegs haben die Drei jedenfalls keine Gefangenen gemacht: 15 Minuten Spannung pur, knallharte Schlagzeug-Episoden, saftige Bässe, die leichtfüßige Trompete bzw. ihr „Meister“ stilistisch auf mehreren Kontinenten wildernd. Es gibt, kleine Verschnaufpause, auch immer wieder ein Innehalten, ein Abtauchen zu Tönen, die sich wie Walgesänge anhören – der Bass strukturierend wie eine Kirchturmuhr, die Drums allzeit entzündlich - Schwitz!

„Seit Anbeginn der Zeit ist es so, dass der Boss niemals spricht“, verrät Lukas Kranzelbinder dem Publikum, warum der Bass und nicht der Boss Mario die Stücke ansagt. Offenbar ist Lukas derjenige mit dem rechten Schmäh, den es braucht, um die Dinge zwischen all den Exzessen ein wenig aufzulockern – und zu erläutern, was es mit einem Songtitel wie „Lion Care“ auf sich haben könnte: Löwenpflege. Man stellt sich unwillkürlich vor, wie Mario Rom einem Leu tremolierend die Mähne trocken pustet. Doch der akustische Fön kann auch ganz anders, geht fast nie den technisch bequemen, sich melodiös anbietenden Weg, im Gegenteil: Wenn Rom sich mit dem Schlagzeug anlegt, fliegen minutenlang die Fetzen, während Kranzelbinder dem Begriff basso continuo ganz neue Bedeutungsebenen erschließt. Stoisch, zuverlässig, notfalls aber zu allen Tempoläufen bereit. Drummer Herbert Pirker haut es einmal beinahe von seinem Hocker vor lauter Intensität: Er kann loslegen wie ein Fleisch gewordener 100-Meter-Startschuss, hat aber auch den „anzüglichen“ Beat einer Striptease-Nummer in seinem Repertoire. Und stets Spaß dabei. Die ganze Bandbreite der „Interzone“-Möglichkeiten bündelt sich dann in dem Stück „Matala“, benannt nach einem Ort auf Kreta, den angeblich schon Joni Mitchell besungen hat – setzt ein wie eine R & B-Nummer, jazzt sich dann zu schrillen Höhen empor, findet schließlich zu einem „unbeirrbarem Rhythmus“, wie Kranzelbinder es umschreibt. „Wir möchten gerne unterschiedliche Gefühlsregungen erzeugen“, sagt der Bass in aller Unschuld hinterher, während der Boss natürlich schweigt. Ja, niemand ist eine Insel.

Die Zuhörer folgen dem „Interzone“-Kosmos fast zweieinhalb Stunden lang sehr konzentriert, lassen auch die stillen Momente innerhalb der Stücke zur Wirkung kommen. Die Musiker, die schon auf großen Festivals in aller Welt gespielt haben, spüren ihrerseits diese intime Qualität und Wertschätzung, bedanken sich sogar ausdrücklich dafür. Als Zugabe dann noch „Blue Velvet“, die einzige Fremdkomposition des Abends – unheimlich samtig, so wie es sein soll. Tosender Applaus. Kommt bald wieder und bringt die goldene Brez´n mit!

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Mi, 05.10.2022 | © Werner Gruban - Theaterforum Gauting e.V.