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Veranstaltungsinfo

Do, 12.10.2023
20.00 Uhr
Jazz

24,00 / 12,00

Regulär / bis 25 Jahre

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Veranstalter: Theaterforum Gauting e.V.

Camille Bertault & David Helbock: PLAYGROUND

Camille Bertault und David Helbock, zwei Ausnahmekönner des jungen europäischen Jazz erkunden das unermesslich-wundersame Spielfeld des Jazz. 

Sie ist Frankreichs Rising Star des Jazzgesangs und der Österreicher einer der interessantesten Pianisten des Kontinents. Auf den ersten Blick zwei Persönlichkeiten wie sie unterschiedlicher nicht sein könnten. Die quirlige, humorvolle Bertault und der besonnene, in sich ruhende Helbock wirken aber nur äußerlich verschieden, denn musikalisch ticken sie gleich: Beide sind sie beispiellos wandelbar und fesselnde Geschichtenerzählende mit  einem tiefen Sinn für Klangfarben und großer Lust, die Grenzen ihres Metiers zu sprengen. "Playground" präsentiert ein wesensgleiches Klavier-Gesangs-Duo, opulent und vielseitig.

Angebahnt wurde diese märchenhafte Konstellation 2019 bei den Ludwigsburger Schlossfestspielen. Getreu  dem Festival-Motto "Song Conversation"   war die Vorgabe an die Eingeladenen, sich einen Wunschpartner auszusuchen, mit dem man noch nie gespielt hat. Helbock nannte Bertault, die wiederum den Trompeter Médéric Collignon – also spielten die drei dort erstmals zusammen. Und Helbock und Bertault merkten, wie gut sie harmonierten, wie viel sie gemeinsam haben: 
Beide kommen sie ursprünglich von der Klassik, Bertault studierte bis zu ihrem 20. Lebensjahr ebenfalls Klavier, bevor sie zum Gesang fand; beide lieben sie das ganze Spektrum der Musik und haben die verschiedensten Vorbilder und Favoriten aus allen Genres; beide sind sie meisterhaft darin, deren Kanon kraft ihrer Persönlichkeiten und ihrem eigenen Stil in neuem Licht erstrahlen zu lassen.

"Playground" ist ein Kaleidoskop der Klangfarben und Emotionen, mitreißend, spannend, immer überraschend. Getragen von atemberaubender Gesangs- und Spieltechnik, bei der doch das Wesentliche nie vergessen wird: "Es geht nicht darum, Stärke oder Virtuosität zu zeigen, sondern darum, die Wahrheit des Augenblicks auszudrücken",   sagt Camille Bertault. Was sie und David Helbock auf jedem Stück spielend einlösen.

CAMILLE BERTAULT, voice
DAVID HELBOCK, piano, percussion, live-looping, effects

Medienpartnerschaft:

Logo Medienpartner BR KLASSIK

Nach(t)kritik
Tonspielplatz - Eltern haften für ihre Kinder
Nach(t)kritik von Amos Ostermeier

‚Playground‘ heißt das gemeinsame Musikprojekt der französischen Sängerin Camille Bertault und des österreichischen Pianisten David Helbock, die beide bereits feste Größen der jungen europäischen Jazzszene sind und sich genau auf diesem titelgebenden Spielplatz der musikalischen Experimentierfreude treffen. Wie vielfältig die Ergebnisse einer solchen Freude am musikalischen Spielen werden können, beweisen die beiden Musiker:innen dem Publikum direkt zu Beginn. Camille Bertault scattet rast- und mühelos durch mehrere Oktaven, schnalzt, raunt, haucht und singt die  Tonfolgen und erschafft nur mit ihrer Stimme eine unglaubliche Klangvielfalt. Mal wird diese Vielfalt durch elektronische Effekte oder dem vor dem Mund Hin- und Herbewegen des Mikrofons noch verstärkt.
David Helbock steht ihr dabei in keiner Weise nach, auch er benutzt den Flügel in vielfältiger Weise, greift selbst in die Saiten, klopft gegen den Korpus und benutzt unter anderem Rasseln für improvisierte Percussionelemente oder verfremdet die Töne durch elektronische Effekte, die den Flügel in ganz ungewohnten Arten klingen lassen. Dabei entstehen faszinierende Klangmuster, mit denen sich die beiden Musiker:innen durch eine Vielfalt an Genres und musikalischen Kontrasten bewegen.
Camille Bertault verspricht direkt zu Beginn des Konzertes: „You will travel a lot!“. Und so machen sich die beiden zusammen mit dem Publikum auf eine musikalische Reise von eigenen Kompositionen über Interpretationen bekannter Jazzgrößen wie Thelonious Monk und Egberto Gismonti bis hin zu einer augenzwinkernden Übersetzung klassischer Barockmusik. Diese Vielfalt spiegelt sich auch im Sound des Duos wieder: durch Loop-Maschinen entstehen dichte Klangteppiche, in denen sich mal dem Pop entliehene Harmoniefolgen, mal experimentierfreudige Disharmonien verweben - nur mit dem Flügel und der Stimme füllen beide den Saal mit dem Sound einer ganzen Band. Diese Freude am gemeinsamen Erforschen verschiedener Klangfarben war ausschlaggebend für die Zusammenarbeit, für die beide anfangs aus verschiedenen musikalischen Richtungen kommend zuerst einen gemeinsamen Geschmack finden mussten, so erzählt Camille Bertault. Dabei entstanden viele Eigenkompositionen wie beispielsweise ‚Lonely Superman‘ oder ‚Aide-moi‘, bei denen man beiden auf der Bühne die Freude am Zusammenspiel direkt ansah, wenn sie sich die musikalischen Bälle hin und herwarfen, sich gegenseitig zuhörten und aufeinander eingingen.
An die zuerst provokant wirkenden Klangwelten hatte man sich nach der Pause bereits gewöhnt und konnte sich bewusst darauf einlassen - das Ergebnis war ein wunderbar kurzweiliger Abend. Besonderes Highlight war eine Interpretation von Björks ‚New World‘ aus dem Film ‚Dancer in the Dark‘ des dänischen Regisseurs Lars von Trier, mit welchem das Duo das Publikum nach der Pause im Saal zurück empfing.
Auf diesem Spielplatz, ihrem ‚Playground‘, finden beide Musiker:innen in ihrer Freude am Zusammenspiel zueinander - passender hätte man das gemeinsame Musikprojekt nicht nennen können. Durch das Ineinanderwirken der Talente beider Musiker:innen und durch den Austausch ihrer jeweiligen einzigartigen Fähigkeiten entsteht Musik, die Lust auf mehr macht. Die Leichtfüßigkeit, die sie auf der Bühne ausstrahlen, ist neben ihrer Virtuosität dabei vielleicht das größte Kunststück des Abends.

Galerie
Bilder der Veranstaltung
Do, 12.10.2023 | © Werner Gruban - Theaterforum Gauting e.V.