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Veranstaltungsinfo

Fr, 18.03.2022
17.00 Uhr
Klassik

0,00

Spenden beim Konzert oder an
Theaterforum Gauting e.V. unter
IBAN: DE06 7025 0150 0022 8861 21

Benefiz für die Ukraine: Julia Fischer, Violine und Viola, Lena Neudauer, Violine & Adrian Oetiker, Klavier

Gemeinsam mit dem Theaterforum Gauting möchte Julia Fischer ein Zeichen der Solidarität mit der Ukraine setzen. So konnte sie die Gautinger Künstler*innen Lena Neudauer und Adrian Oetiker für ein gemeinsames Benefizkonzert gewinnen. Die eingenommenen Spenden gehen vollständig an die Ukraine-Hilfe des des BRK Starnberg bzw. des Deutschen Roten Kreuzes . Die Künstler*innen treten unentgeltlich auf, das Theaterforum trägt die Unkosten und die Gemeinde Gauting stellt das bosco kostenfrei zur Verfügung.

Julia Fischer (Violine und Viola), Lena Neudauer (Violine) und Adrian Oetiker (Klavier) spielen Werke von Beriot, Haydn, Schubert, Mendelssohn und Moszkowski.

Wenn Sie nicht am Konzert teilnehmen können, aber trotzdem im Rahmen dieses Benefizkonzerts spenden möchten, können Sie dies direkt auf das untenstehende Konto tun.

Spendenkonto:
Theaterforum Gauting e.V. | IBAN: DE06 7025 0150 0022 8861 21

 

JULIA FISCHER gehört zu den führenden Geigensolistinnen weltweit und bringt darüber hinaus ihre künstlerische Vielfältigkeit nicht nur als Geigerin, sondern auch als Pianistin, Kammermusikerin und Professorin zum Ausdruck. Mit drei Jahren erhielt die 1983 in München geborene Tochter deutsch-slowakischer Eltern den ersten Unterricht zunächst auf der Geige, ihren ersten Klavierunterricht erhielt sie kurz darauf von ihrer Mutter Viera Fischer. Bereits im Alter von neun Jahren wurde sie als Jungstudentin von der renommierten Geigenprofessorin Ana Chumachenco an die Hochschule für Musik und Theater München aufgenommen. 2011 übernahm sie deren Nachfolge.
Viele Auszeichnungen ehren die Künstlerin, so erhielt sie das Bundesverdienstkreuz und Preise wie den international hoch angesehenen Gramophone Award oder den Deutschen Kulturpreis. Sie wurde in die Jahrhundert-Geiger-CD-Edition der Süddeutschen Zeitung aufgenommen.

LENA NEUDAUER wurde 1984 in München geboren. Im Alter von drei Jahren begann sie mit dem Geigenspiel, mit 11 Jahren kam sie in die Klasse von Helmut Zehetmair an das Mozarteum Salzburg. Internationale Aufmerksamkeit errang sie, als sie 15-jährig den Leopold-Mozart-Wettbewerb in Augsburg nicht nur gewann, sondern auch nahezu alle Sonderpreise erhielt.
Lena Neudauer studierte bei Christoph Poppen, sowie Helmut und Thomas Zehetmair. Ihre Offenheit und ihr Engagement für die unterschiedlichsten musikalischen Richtungen hat sie immer weiter entwickelt, beispielsweise bei Boulez und seiner „Lucerne Festival Academy“ oder in der Beschäftigung mit historisch informierter Spieltechnik. Eine besondere Affinität hat Lena Neudauer zu der Musik Mozarts, welche sie intensiv studierte.
2010 wurde Lena Neudauer 26-jährig als Professorin für Violine an die Hochschule für Musik Saar berufen, seit Herbst 2016 hat sie eine Professur an der Hochschule für Musik und Theater München inne.

Der Schweizer Pianist ADRIAN OETIKER verfolgt seit vielen Jahren eine weltweite Karriere. Er ist erfolgreich als Solist und Kammermusiker, gleichzeitig ist er ein gefragter Pädagoge. Die Presse attestiert ihm «federleichte Anschläge», «makelloses, reich differenziertes Jeu perlé», «genau durchdachtes Anschlagsspiel», aber auch «eruptive reine Energie», «Kraft und Zielstrebigkeit» sowie die «Fertigkeit, luzide wie brillante Atmosphäre zu zaubern».
Nach dem ersten Klavierunterricht bei seinem Vater und bei Hans-Rudolf Boller studierte er in der Meisterklasse von Homero Francesch an der Zürcher Hochschule der Künste und bei Bella Davidovich an der Juilliard School in New York. Auch Lazar Berman zählte zu seinen Lehrern. Schon früh erhielt er verschiedene nationale Preise und Stipendien, und bald folgten Erfolge an internationalen Wettbewerben (Köln, Clara Haskil, Dublin u. a.). 1994 wurde ihm für die Gründung des Kammermusikfestivals St. Gallen der Kulturförderungspreis seiner Heimatstadt verliehen. 1995 gewann er den internationalen Klavierwettbewerb der ARD in München.
Er ist künstlerischer Leiter der traditionsreichen Internationalen Sommerakademie Ettal und seit 1996 Professor für Klavier an der Hochschule für Musik Basel. 2011 folgte er einem Ruf an die Hochschule für Musik und Theater in München.

JULIA FISCHER Violine und Viola
LENA NEUDAUER Violine
ADRIAN OETIKER Klavier

Programm

HAYDN Sonate Op. 8 Nr. 4 für zwei Violinen und Klavier
SCHUBERT aus Drei Klavierstücke D 946 Nr. 2 & Nr. 3 Nr. 2 Es-Dur  - Nr. 3 C-Dur
DE BÉRIOT Duo concertant Op. 57 für 2 Violinen
***
MENDELSSOHN BARTHOLDY Trio für Violine, Viola und Klavier c-moll MWV Q3
MOSZKOWSKI Suite Op. 71 für 2 Violinen und Klavier

Nach(t)kritik
Klingende Solidarität
Nach(t)kritik von Paul Schäufele

Die letzten Wochen haben nicht nur gezeigt, wie erschreckend fragil die über die Nachkriegs-Jahrzehnte etablierte Werteordnung Europas ist, sie haben auch gezeigt, wie schwer es fällt, angesichts des Schreckens geeignete Worte zu finden. Musik ist deshalb ein Mittel der ersten Wahl, eine Intervention gegen den Krieg hörbar zu machen, Mitgefühl für die Leidtragenden auszudrücken und zugleich handfeste Unterstützung aufzubringen. So zeigen die Geigerinnen Julia Fischer und Lena Neudauer mit dem Pianisten Adrian Oetiker ihre Solidarität in gleich zwei Benefizkonzerten. Das damit gesammelte Spendengeld kommt ganz der Ukraine-Hilfe des Roten Kreuzes zugute, die sich um die Versorgung der zahlreichen im Landkreis angekommenen Flüchtenden kümmert (Spendenkonto: Theaterforum Gauting e.V., Iban: DE06 7025 0150 0022 8861 21). 

Vielleicht überrascht, dass auf dem Programm des Abends kein ukrainischer (und auch kein russischer) Komponist zu finden ist. Das liegt an der Reaktionsgeschwindigkeit, mit der Fischer, Neudauer und Oetiker das Programm realisiert haben. Alle drei Wahl-Gautinger (und Kollegen an der Münchner Musikhochschule) sind gefragte, international engagierte Musizierende. Da war zunächst zu prüfen, ob überhaupt ein Programm zusammenzustellen ist. Siehe da, es hat geklappt und auf überzeugende Weise.

Schon der Auftakt zeigt, wie spontan das Konzert zustande kam. Denn auf dem Programm steht Joseph Haydns Sonate Opus 8 Nummer 4 für zwei Violinen und Klavier. Gespielt wird dann aber die fünfte Sonate der Sammlung. "Uns ist gestern beim Proben aufgefallen, dass Nummer 5 eigentlich noch schöner ist", sagt Julia Fischer. Da hat sie wohl recht, jedenfalls ist die gehörte Sonate ein hinreißendes Stück Wiener Klassik mit geistreichen Dialogen zwischen den Violinen Fischers und Neudauers, melancholischem Mittelsatz, spieldosenhaftem Menuett und musikantisch aufgespieltem Presto-Finale.

Nachdenkliche Töne, die Raum geben, über den Anlass dieses Konzerts nachzudenken, kommen mit Schubert auf die Bosco-Bühne. Adrian Oetiker spielt die letzten beiden der Drei Klavierstücke (D 946) von Franz Schubert. Das erste ist ein intimes Werk in Es-Dur, das nur auf den ersten Blick unschuldig wirkt. In Wahrheit ist es diese vordergründige Naivität, hinter der die Katastrophe lauert, in Form tragischer, eingeschobener Episoden. Oetiker interpretiert die mäandernden Schubert-Dramen mit ausgesuchter Anschlagskultur und ohne das expressive Moment zu übertreiben. Man spürt in jedem Takt die Doppelbödigkeit, sodass auch der strahlende C-Dur-Schluss des zweiten Stücks mit Zweifel registriert werden muss.

Ohne solche Zweifel kommt dagegen das erste der Duos concertants (Opus 57) des belgischen Romantikers Charles-Auguste de Bériot aus, in dem die beiden Geigerinnen ihre Virtuosität zeigen können, ihre Stärken, aber auch ihre Unterschiede. Fischers Spiel ist souverän, jede Skala blitzt, jede Phrase singt. Neudauer reagiert aufmerksam, mit feinem Ton und introspektivem Gestus, der der Virtuosenliteratur des neunzehnten Jahrhunderts nicht ganz passt. Technisch sind beide unfehlbar, nur spielt der einen das Repertoire mehr in die Karten als der anderen. In der Schlussnummer, der Suite (Opus 71) von Maurice Moszkowski, wird viel davon durch die funkelnde Klavierbegleitung aufgefangen.

Vielleicht das interessanteste Stück des Abends: Das selten gespielte Trio für Violine, Viola (Julia Fischer wechselt hier das Instrument) und Klavier, das der gerade elfjährige Felix Mendelssohn Bartholdy zu Papier gebracht hat. Deutlich ist das Echo seiner Barock-Studien zu vernehmen. Manches klingt da noch spröde und im Wachsen, doch Fischer, Neudauer und Oetiker machen es durch engagiertes Spiel wett. Besonders das Scherzo ist ungewöhnliche Musik. Schwebende Streicherbewegungen weisen auf den späteren Scherzo-Meister und Elfenmusik-Komponisten vorweg. Dafür gibt es reichlichen Beifall aus den (jetzt wieder) voll besetzten Reihen.

Der Krieg in der Ukraine hat die Wiederkehr des Pathos im politischen Sprechen mit sich gebracht. In der Musik ist das nicht nötig, das zeigen Konzerte wie diese. Ein federleicht musiziertes Kammermusik-Programm ist ein mächtiges Zeichen gegen die Sinnlosigkeit dieses Krieges, der wahrscheinlich nicht von Gauting aus beendet werden wird. Doch umso wichtiger sind Signale, die den Protest immer wieder vernehmbar machen und den Opfern dabei konkrete Hilfe ermöglichen.

 

Galerie
Bilder der Veranstaltung
Fr, 18.03.2022 | © Werner Gruban - Theaterforum Gauting e.V.