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Veranstaltungsinfo

Do, 17.06.2021
17.30 Uhr
Klassik

32,00 / 15,00

Regulär / bis 25 Jahre | Wir führen eine Warteliste im Theaterbüro.

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Veranstalter: Theaterforum Gauting e.V.

Aris Quartett & Daniel Müller-Schott, Violoncello: Prokofjew und Schubert

Regelmäßig konzertiert Cellist Daniel Müller-Schott, einer der letzten Schüler des legendären Rostropowitsch, mit dem Aris Quartett, den jungen Himmelsstürmer*innen im Konzertgeschehen. Im bosco spielen sie Werke von Prokofjew und Schubert.

Zu den jungen Himmelsstürmern im Konzertgeschehen zählt fraglos das Aris Quartett. 2009 in Frankfurt am Main gegründet, spielen sich die Musiker*innen weltweit auf die großen Bühnen: die Elbphilharmonie Hamburg, die Wigmore Hall London, die Philharmonie Paris, der Musikverein Wien, das Concertgebouw Amsterdam, die BBC Proms und auch die San Francisco Chamber Music Society präsentieren das Aris Quartett. Bereits im Jugendalter werden die vier Musiker*innen auf Initiative des Kammermusik-Professors Hubert Buchberger zusammengebracht – was als ein Experiment an der Frankfurter Musikhochschule beginnt, erweist sich rasch als Glücksfall. Zur prägnanten Namensgebung kommt es spontan: ARIS sind die vier Endbuchstaben der Vornamen der vier Ensemblemitglieder. Nach Studium bei Günter Pichler (Alban Berg Quartett) in Madrid gelingt der internationale Durchbruch schon früh durch zahlreiche 1. Preise bei renommierten Musikwettbewerben. Großes Aufsehen erregt das Aris Quartett mit der Verleihung des hoch dotierten Kammermusikpreises der Jürgen-Ponto Stiftung sowie gleich fünf Preisen beim Internationalen Musikwettbewerb der ARD in München. Mit der Ernennung zu „New Generation Artists“ der BBC und zu „ECHO Rising Stars“ der European Concert Hall Organisation erhält das Aris Quartett darüber hinaus zwei der international bedeutendsten Auszeichnungen, die zu Einladungen in zahlreiche Kulturmetropolen führen. 2020 folgt der hochdotierte und renommierte Borletti-Buitoni Trust Award.

ANNA KATHARINA WILDERMUTH Violine
NOËMI ZIPPERLING Violine
CASPAR VINZENS Viola
LUKAS SIEBER Violoncello

Daniel Müller-Schott zählt zu den weltweit gefragtesten Cellisten und ist auf allen großen internationalen Konzertbühnen zu hören. Seit vielen Jahren begeistert er sein Publikum als Botschafter der klassischen Musik im 21. Jahrhundert. Die New York Times würdigt seine „intensive Expressivität“ und beschreibt ihn als „einen furchtlosen Spieler mit überragender Technik“.  Daniel Müller-Schott gastiert bei zahlreichen international bedeutenden Orchestern. Neben der Aufführung der großen Cellokonzerte hat Daniel Müller-Schott eine große Leidenschaft für die Entdeckung unbekannter Werke und die Erweiterung des Cello-Repertoires, etwa durch eigene Bearbeitungen sowie die Zusammenarbeit mit den Komponist*innen unserer Zeit. Daniel Müller-Schott, studierte bei Walter Nothas, Heinrich Schiff und Steven Isserlis. Er wurde persönlich von Anne-Sophie Mutter gefördert und erhielt u.a. den Aida Stucki Preis sowie ein Jahr privaten Unterricht bei Mstislaw Rostropowitsch. Bereits im Alter von fünfzehn Jahren gewann Daniel Müller-Schott den Ersten Preis beim Internationalen Tschaikowsky Wettbewerb für junge Musiker 1992 in Moskau.

Programm
PROKOFJEW Sonate für Violoncello solo cis-Moll op. 134 (unvollendet)
SCHUBERT Quintett C-Dur D 956 op. posth. 163 für zwei Violinen, Viola und zwei Violoncelli




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Nach(t)kritik
Reisen durch Seelenlandschaften
Nach(t)kritik von Reinhard Palmer

Ein corona-bedingt nur halb besetzter Zuschauerraum ist ein Nachteil für die Akustik, keine Frage. Das sollte sich gerade bei Schubert mit einer Verschlankung des Klangkörpers bemerkbar machen. Der solistische Andante-Satz cis-Moll op. 134, der bei Prokofjews Tod als einziger von der geplanten Sonate weitgehend Form angenommen hatte, arrangierte sich deutlich besser mit den Gegebenheiten. Vielleicht war die direkte und trockenere Ansprache sogar ein Vorteil für das etwas kuriose Werk, mit dem der Cellist Daniel Müller-Schott das Konzert eröffnete.

Kurios insofern, da Prokofjew darin ein tänzerisch vergnügliches Thema einflocht, das untypische für den Komponisten ist und deutlich herausstach. Es soll von Mstislav Rotropowitsch angeregt worden sein, mit dem Prokofjew gut befreundet war und der auch noch ein Jahr lang den hier interpretierenden Daniel Müller-Schott unterrichtete. Von Vladimir Blok vervollständigt, ist der Sonatensatz für Cellisten sicher ein dankbares Werk, da es ihnen erlaubt, sich in allen Registern zu beweisen. Mit einem solch breiten Spektrum der Spieltechniken und Ausdrucksformen fand der Satz gewisse Parallelen zu Schuberts C-Dur-Quintett mit zwei Violoncelli. Eine Übereinstimmung war auf alle Fälle in der stimmigen Gesamtform gegeben, trotz der weit ausgreifenden Aufs und Abs. Aber auch in einer gewissen Poesie, die Streicher-Solowerken per se innewohnt, von Prokofjew aber auch immer wieder explizit mit weiten Legato-Phrasen bedacht wurde.

Trotzdem: Schuberts C-Dur-Quintett konnte auch der russische Komponist in Sachen Erzählweise nur wenig entgegensetzen. Es ist auch keine gewöhnliche Komposition. Schubert entblößte sich bei dieser vom nahen Tod gezeichneten Schöpfung wie sonst kein anderer Komponist. Seine Seele liegt hier offen und vertrauensvoll dem Hörer anvertraut. Das Aris Quartett wie Müller-Schott tauchten tief und mit großer Hingabe in die Empfindungswelt des so jung sterbenden Komponisten ein. Nur wenige Wochen nach Vollendung des Quintetts erlag er seiner Krankheit.

Die besondere Eigenschaft der Komposition ist zweifelsohne das weite Spektrum der Ausdrucksformen zwischen zartesten Klangspuren innigster Offenbarungen und verzweifelter Dramatik von eruptiver Gewalt. Die Musiker des Abends folgten kompromisslos den bloßgelegten Emotionen des Komponisten, die den großartigen und vielfach preisgekrönten Instrumentalisten zwischen den Extremen so unendlich viele Nuancen musikalischer Formung an die Hand gaben. Entscheidend dabei, dies alles in eine große, übergeordnete Form zu gießen, was hier fraglos mustergültig gelang.

Vom ersten Ton an nahmen die fünf großartig aufeinander eingespielten Musiker ihre Hörer auf die Reise mit. Und es ging schon im ersten Satz in extrem weite Rücknahmen, geradezu riskant in den momentan herrschenden akustischen Gegebenheiten. Aber der Klangkörper hielt die Spannung, was in den hämmernden Verzweiflungspassagen weit leichter fiel. Und ja, das Entscheidende in diesem Werk war hier kein Zufall: Im langsamen Satz hielten die fünf Musiker die Zeit an. Dieser Ausdruck von Sehnsucht, Träumen und lieblichsten Erinnerungen war die reinste Seelenmassage. Genauso selbstverständlich ging dem Aris Quartett und Müller-Schott das tänzerische Element im Scherzo oder die wienerische Geschmeidigkeit im Schlusssatz von der Hand. Stets blieb das Ensemble nah am Publikum, was das musikalische Erlebnis noch intensiver machte und mit lang anhaltendem, frenetischem Applaus gedankt wurde.